INTERVIEW

INTERVIEW | TEREZA DE ARRUDA MIT ABETZ & DRESCHER

T.A.: Eure erste Begegnung fand 1994 in der Kunstakademie Düsseldorf statt. Ab wann habt ihr entschieden, als Künstlerduo zu arbeiten oder sozusagen zu existieren – da diese Entscheidung eure komplette Existenz beeinflusst? War es die Thematik oder die Malweise eurer Werke, die euch dazu gebracht hat?

A&D: Kennengelernt haben wir uns an der Kunstakademie in Düsseldorf am 7.12.1994, auf einer Party. Seitdem sind wir ein Paar. Die Zusammenarbeit hat sich aus unserem Wunsch heraus entwickelt, in die Kunst einzubringen, was wir beide zu dieser Zeit in der Kunst vermisst haben. Als wir uns kennenlernten, hat Oliver Bildhauerei studiert und Maike Malerei. Wir wollten die Malerei der 1980er Jahre überwinden und ein Konzept für eine neue Malerei entwickeln. Für uns war noch nicht alles gemalt worden, im Gegenteil, wir haben festgestellt, dass noch nichts gemalt worden ist.

T.A.: Die Popkultur spielt eine große Rolle in eurer künstlerischen Darstellung – sei es Musik, Mode oder Design. Geht es bei eurer Auseinandersetzung mit diesen Elementen um den Inhalt oder um die ästhetischen Komponenten?

A&D: Wir wollten die Grenzen aufheben und öffnen zwischen Malerei, Mode, Musik, Design, Medien, Architektur, Philosophie und (Geo)Politik.
Unsere Gemälde sind Bilder über Bilder über Bilder. Kunst bedeutet ein Zeichen zu setzen. Es ist ein magischer Akt. Es ging uns um Identitätsbildung unter medientechnischen Bedingungen und um Speicherung und Übertragung.

T.A.: Eure Bilder tragen ein klares, subjektives und figuratives Narrativ. Die Darstellungen und Haltungen der weiblichen und männlichen Protagonisten in den Bildern sind Nachahmungen ihres Universums. Wie wichtig ist es für euch, das eigene Bild und das Dasein zu inszenieren? Welche Rolle spielt das Genderthema in diesem Kontext?

A&D: Das Genderthema und ein Aufbrechen der Geschlechterstereotypen war uns sehr wichtig.
Zu nennen ist da Judith Butler, die die Gendertheorie angestoßen hat. Judith Butler ist beeinflusst von Michel Foucault und Jacques Lacan, welcher ja bekanntlich in den Zirkeln der Surrealisten involviert war. Wir wollen die Autorenschaft aufheben.

T.A.: Der Mensch ist in der Regel das Produkt seiner persönlichen und gesellschaftlichen Beziehungen. Eure Werke sind das Produkt ihrer persönlichen und gesellschaftlichen Beziehungen. Ohne persönliche und gesellschaftliche Beziehungen tendiert der Mensch zum Verlust seiner authentischen Menschlichkeit. Wie könnt ihr eure Werke als Verkörperung dieser persönlichen Symbiose erklären?

A&D: Es ging uns um das Herstellen künstlicher Identitäten. Informationen erwerben, prozessieren und weitergeben. Bilder machen fordert, das subjektiv Ersehene ins Intersubjektive zu übersetzen, in ein kollektives Relationsfeld zu tauchen. Wir wollten die Popkultur und Rock’n’Roll zu Protagonisten der Kunst machen.

T.A.: Die erste Solo-Ausstellung von Martin Kippenberger im Jahr 1981 an der nGbK (neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin) hieß Lieber Maler, male mir … Es war ein ironischer Hinweis auf die Rolle des Künstlers/Malers. Was bedeutet für euch die Selbstdarstellung in eurer Malerei?

A&D: Eine Tendenz der Kunst ist die Aufhebung des Unterschieds zwischen Leben und Kunst. Uns geht es um diese Aufhebung – für uns gibt es keine High oder Low Culture. Somit schafft Kunst Beziehungen, die zu einer authentischen Menschlichkeit führt. Wir sind Protagonisten unserer eigenen Bilderwelt. Den Weg von den Alten Griechen über die Renaissance, von der Romantik über die 1920er Jahre hin zu den 60’s reflektieren wir in unseren Bildern.